Die Überschwemmung 2018

5. April 2020

 

Am 5. April 2020 war es genau 1 ½ Jahre her, dass unser Rifugio „Oasi Argo“ in Cirò Marina von heftigen Unwettern heimgesucht wurde. Tagelang hat es gestürmt und geregnet und die viel zu kleinen Abwasserrohre wurden durch den entstehenden Matsch und Schlamm verstopft. Fatal für unsere Tierauffangstation, die komplett überschwemmt wurde! Das Bild von Caterina Semerano, wie sie auf das zerstörte Rifugio blickt, das sie selbst in jahrelanger Arbeit und nur aus eigenen Geldmitteln ohne die Unterstützung öffentlicher Ämter aufgebaut hatte, ging durch die Medien. Jeder andere Mensch hätte jetzt aufgegeben. Aber nicht Caterina! 

Fünf Jahre lang hat Caterina ohne fremde Hilfe das Rifugio „Oasi Argo“ aufgebaut, geführt und betreut. Ihr Lebensziel, ihr größter Wunsch: Ein sicheres (vorübergehendes) Zuhause für die vielen Streuner Kalabriens. Ein Traum; ihr Wunsch das Elend für die Hunde, die sonst in staatlichen „canili“ gelandet wären, zu beendet. Doch dann kam der 5. Oktober 2018 – und mit ihm unendlich viel Leid! 

 

Alles unter Wasser – Das Ende eines Traums?

Jeder andere Mensch wäre beim Anblick des überschwemmten Rifugio voller hilfloser Hunde in Panik verfallen, doch Caterina hat sofort gehandelt. Sie hat freiwillige Helfer kontaktiert, die einen Kanal vom Rifugio bis zum nahegelegenen Lipuda-Bach graben sollten: Dieses rettende Vorhaben wurde bedauerlicherweise von der Gemeinde und den Polizeikräften blockiert, da dafür keine Genehmigung bestünde. Niederschmetternd! Das Wohl der Tiere war den Beamten egal.

Doch auch dann hat Caterina nicht aufgegeben, sie hat die Zäune der Tierauffangstation aufgeschnitten und hat sich selbst in die Fluten gestürzt. Damit hat sie sich selbst in große Gefahr gebracht; wie kurz sie vor Erfrierungen durch das eiskalte Wasser stand, zeigte sich erst am späten Abend, als sie mit blau angelaufenem Gesicht und dem letzten Hund im Arm aus den Fluten getreten ist. Ein schmerzlicher Tag, voller Leid, kläglichem Versagen der Behörden und unglücklichen Umständen, die letztendlich fünf Hunde mit ihrem Leben bezahlen mussten! 

In Laufe des Tages traf die Feuerwehr ein, die mit Neoprenanzügen und einem Schlauchboot bei der Rettung und Bergung der etwa 300 Hunde behilflich waren. Alle geretteten Hunde bedurften neuer Unterkünfte, bis die OASI ARGO trockengelegt werden konnte. Ein verhängnisvoller Tag für unsere Auffangstation: Hohe Schäden, Tierleid und der Verlust von unzähligen wichtigen Ressourcen, die Caterina Semerano bis zu diesem verhängnisvollen Tag gesammelt hatte – Futter, Decken, Hütten – alles wurde zerstört!

 

Der Tag nach der Katastrophe

Aufgeben war für Caterina keine Option! Alle Hunde wurden nach der Überschwemmung vorübergehend an drei verschiedenen Orten untergebracht: Etwa 140 von ihnen im Stall des Cataldo Aloisio, etwa 40 im Transporter, mit dem die Hunde bei Adoptionen transportiert wurden (und der übrigens 2017 Opfer von Vandalismus wurde) und der Rest der Hunde wurde in Pflegestellen in der Gegend untergebracht.

Die Zeit war nicht nur für Caterina unglaublich schwierig, sondern auf für die Hunde, die erneut ihr sicheres Zuhause verloren haben. Sie haben geweint, waren verzweifelt, unterkühlt, krank. Doch die Hunde in eines der grauenhaften Canile zu bringen, war keine Option: Dort würden sie eingesperrt und wären zum Tode verurteilt. Ein Tod, qualvoller als das Ertrinken in den Fluten der Überschwemmung. Währenddessen begann für Caterina der Kampf um das Überleben ihrer Oase, denn sie musste sich nicht nur gegen Anwohner, sondern auch gegen die örtlichen Behörden wehren.

 

Schäden in Höhe von 80.000€ entstanden!

Bereits am Tag nach der großen Überschwemmung begannen die Arbeiten am Wiederaufbau der OASI ARGO. Doch das gestaltete sich nicht so einfach wie gedacht, denn das Rifugio war den örtlichen Behörden und der Gemeinde Ciro Marina ein Dorn im Auge. Die Gemeinde, die dieses Gebiet schon vorher vor eventuellen Überschwemmung hätte schützen müssen, hat nun zahlreiche Ausreden gefunden. Gerade bei Unwetter fließt das Wasser von den höher liegenden Weinberge auf der gegenüberliegenden Seite direkt in die tiefer liegende Ebene der Oasi Argo. Doch auch nach der Überschwemmung hat sich die Gemeinde geweigert, Sicherungsmaßnahmen am Gelände durchzuführen. Die Arbeiten wurden nie aufgenommen und auch Hilfeleistungen in Form von Beiträgen blieb gänzlich aus. Im Gegenteil: Der Bürgermeister wollte unter dem Vorwand des Tierschutzes (die Hunde seien in der Oasi Argo in Gefahr), Caterina von dem Gelände vertreiben! 

Auch die umliegenden Weinbauern weigerten sich, sich an den Arbeiten zu beteiligen. Und so war es wieder Caterina, die alle Arbeiten selbst in Auftrag geben und die Kosten dafür alleine tragen musste. Bevor es aber soweit war, dass mit Sicherungsmaßnahmen gegen weitere Überschwemmungen (wie einem Kanal, den die Gemeinde bereits vorher aufgrund der Überschwemmungsrisikos in der Stadt Ciro Marina hätte bauen müssen) beginnen werden konnte, musste erst das Wasser aus der Oasi Argo entfernt werden. Dazu hat Caterina, auch auf eigene Kosten, eine selbstansaugende Benzinmotorpumpe gekauft und Tag für Tag das liegen gebliebene Wasser in den nahegelegenen Fluss gepumpt. 

 

Erst mit der Trockenlegung des Rifugio konnten die Arbeiten beginnen – und das waren viele und teure Arbeiten, die auch jetzt, 1 ½ Jahre nach der großen Katastrophe, noch nicht abgeschlossen sind! Es wurde ein Kanal um das ganze Gelände gebaut, wo sich in Zukunft das Wasser sammeln und abfließen kann. Es wurden neue Abwasserrohre verlegt mit einem Durchmesser von 1,5 Metern; auf den Bildern unten siehst du die neuen Röhren und daneben die alten, viel zu kleinen. Immer wieder wurde im gesamten Trakt Kies aufgebracht, sodass der Boden bei Unwetter und Regen möglichst trocken bleibt und sich kein Schlamm mehr bilden kann. Alle Hundehütten wurden im letzten Sommer auf alte LKW-Reifen gestellt, sodass sie noch höher liegen und die Hunde, im Falle eines erneuten Unglückes, in Sicherheit wären. 

 

Das Rifugio musste also noch einmal komplett von 0 aufgebaut werden, was natürlich mit enormen Kosten verbunden war – und immer noch ist, da die Arbeiten noch andauern. Gerade aus diesem Grund sind wir immer noch – und aktuell zu Zeiten der Coronakrise mehr denn je – auf eure Spenden angewiesen! Auch wenn das Unglück bereits vor 1 ½ Jahren war und aus den Köpfen vieler Menschen vielleicht schon verschwunden ist, mit den Folgen davon müssen wir tagtäglich leben: Alles muss in kleinen Raten abgestottert werden, sodass überhaupt noch etwas Geld für die wichtigen Dinge wie Futter und medizinische Versorgung bleibt. Der Druck von allen Seiten auf unseren Verein ist natürlich sehr hoch und entsprechend können wir aktuell immer noch nur reagieren, anstatt wirklich etwas zu planen. Unser größter Traum ist es, endlich das Rifugio in vollem Glanz erstrahlen zu lassen und für alle unsere Hunde ein sicheres, liebevolles und grünes Zuhause zu schaffen. Sie sollen sich bei uns wohlfühlen, egal ob sie bald zu ihrer Familie reisen dürfen oder etwas mehr Zeit bei uns in Cirò Marina verbringen.


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